Sicherheitsrichtlinien im Selbstbau

 

 

Bremsanlage

Allgemein:
BRA01:
Eine Bremsanlage ist zum Abbremsen eines Karts unerläßlich. Sie soll in erster Linie dem Schutz des Piloten und des Karts oder anderer Karts vor beschädigenden Kollisionen dienen.

BRA02:
Die Bremsanlage muß also jederzeit zuverlässig funktionieren und für alle im Betrieb des Karts auftretenden Situationen die größtmögliche Verzögerung ermöglichen.

Empfehlung:
BRE01:
Mit der Bremsanlage muss eine Verzögerung des Karts an der Haftreibungsgrenze der Reifen dauerhaft erreicht werden.

BRE02:
Bei der Verwendung einer zusätzlichen Vorderachsbremse ist diese als zweiter Kreis auszuführen.
Die Bremsbetätigung muss über eine Ausfallsicherung verfügen. (Sicherungsseil).

Referenz:
BRR01:
Bremsanlagen aus dem allgemeinen Motorsport

BRR02:
Motorradbremsanlagen

BRR03:
Kartbremsanlagen

Tipp:
BRT01:
Üblicherweise findet man bei Leihkarts, Rennkarts der unteren Kategorie und Kinderkarts Bremsanlagen, die nur auf die Hinterachse wirken. Da die Hinterachse, bedingt durch den über der Fahrbahn liegenden Schwerpunkt des Karts und der daraus resultierenden Kippwirkung des Karts beim Verzögern, eher wenig Druck auf die Fahrbahn erzeugt, ist die Bremswirkung hier wesentlich geringer möglich, als wenn die Bremsanlage auf die Vorderräder wirken würde.

BRT02:
Die Leih- und Kinderkarts sind nicht besonders schnell und so wird hier die nur über die Hinterachse erzielbare Verzögerung sicher als ausreichend angesehen.

BRT03:
Bei den unteren Rennkartklassen wird bedingt durch die fehlenden Getriebe eher ein wenig schwankendes Geschwindigkeitsprofil gewünscht, was erkennen läßt, daß das Abbremsen im Rennen nicht so ausgeprägt sein wird. Hinzu kommt hier auch der starke Einfluß des Gesamtgewichts eines Rennkarts. Gewicht wird gespart, wo es geht. Damit ist möglicherweise erklärbar, warum diese Karttypen nur mit einer Hinterachsbremse ausgestattet sind.

BRT04:
Schaltkart- oder Superkartklassen verwenden eine Bremsanlage, die sowohl die hinteren, als auch die vorderen Räder abbremsen kann. Erstere fahren bedingt durch die vorhandenen Getriebe eine stärker schwankendes Geschwindigkeitsprofil, was auch höhere Leistungen der Bremsanlage erfordert.

BRT05:
Die Superkarts mit Motorleistungen von 60PS bis an die 95PS und auch darüber fahren üblicherweise auf langen Bahnen oder Grand-Prix-Strecken. Hier werden Geschwindigkeiten weit über 200km/h erzielt. Die Durchschnittsgeschwindigkeiten liegen auch schon deutlich über 100km/h. Abbremsungen benötigen hier also sehr leistungsfähige Bremsanlagen.

BRT06:
Unter der Haftreibungsgrenze versteht man die Kraft, die ein Reifen gerade noch übertragen kann, bevor er die Haftung zur Bahn verliert, also durchrutscht. Der Reibungskoeffizient (vereinfacht:Verhältnis Andruckkraft des Reifens auf die Bahn/übertragbarer Kraft in Kartbewegungsrichtung) ist beim Rollen viel höher, als beim Rutschen. Eine Vollbremsung mit rutschenden Reifen(blockierten Rädern) wird also eine längeren Bremsweg erzeugen, als mit abrollenden Rädern, die an der Haftreibungsrenze abgebremst werden.

Generell kann man zur Auslegung einer Bremsanlage folgendes empfehlen:

BRT07:
Möglichst alle Räder sollten abgebremst werden. Damit werden alle Kraftübertragungspunkte des Karts zur Fahrbahn genutzt - mehr geht nicht. Die Bremsanlage muß so beschaffen sein, daß die Räder an ihrer Haftreibungsgrenze abgebremst werden - und daß jederzeit, mehrmals hintereinander aus höchstmöglicher Geschwindigkeit bis zum Stand, ohne, daß die Bremswirkung nachläßt(fading) oder die Räder blockieren.

BRT08:
Verbaut man zwei unabhängige Bremskreise (einen für die Vorder- und einen für die Hinterräder) und koppelt beide über einen sog. Waagebalken ans Bremspedal, so kann man durch Verstellen des Zugpunktes des Bremspedals das Bremskraftverhältnis zwischen hinterer und vorderer Bremskraft justieren. Damit ist es möglich beide Bremskräfte so einzustellen, daß eben beide Bremskreise die Reifen an der Haftreibungsgrenze betreiben. Wäre die Bremskraft vorn und hinten gleich, so würden die Hinterräder schon blockieren bevor die Vorderräder an der Haftreibungsgrenze abbremst würden. Das ist also nicht optimal.

BRT09:
Es sollte ein Sicherheitsdrahtseil von Bremspedal zu den einzelnen Hauptbremszylindern installiert sein, so daß bei Ausfall der Bremszugstange (Gewinde reißt aus, Gabelgelenke brechen) trotzdem eine Notbetätigung möglich ist. Dies ist für den unwahrscheinlichen Notfall gedacht. Alle Bauteile der Bremsanlage sollten so bemessen sein, daß dieser Notfall theoretisch nicht eintreten kann.

BRT10:
Zur Wahl der Bremsen kann die Empfehlung gegeben werden, Bauteile aus dem Kartrennsport oder auch Motorradbereich zu verwenden. Als allgemeine Faustregel für die Wahl von Bauteilen aus dem Motorradbereich kann angesetzt werden, daß die Bremsanlage aus Motorrädern stammen sollte, die schwerer und leistungsstärker sind, als das auszurüstende Kart.

BRT11:
Die Bremsanlage sollte vor dem Einsatz auf Kartbahnen und/oder im Feld mit anderen Karts auf die Leistungsfähigkeit geprüft werden, auch wenn man sich über die Bemessung und bauliche Ausführung sehr sicher ist. Abbremsungen aus hoher Geschwindigkeit an der Haftreibungsgrenze, mehrmals nacheinander, sind empfehlenswert.

BRT12:
Testfahrten mit dem Kart sollten ausschließlich auf dafür geeigneter Strecke und nie auf öffentlichen Straßen stattfinden. Es ist besonders auf Auslaufzonen an jeder Stelle zu achten falls die Bremse mal versagt.

Historie
Datum Innitiator Beschreibung

12.02. 2007 Siris-Team Strukturierungssystem hinzu
10.10. 2006 Siris-Team Innitialausgabe