Bauplan ?!?

Seid wir uns mit dem Kart selber bauen beschäftigen, suchen wir nach geeigneten Bauplänen. Wir haben bisher keinen brauchbaren Bauplan für ein Kart gefunden, nachdem man ein Kart komplett selber bauen kann.

Sicher, wir haben viele sogenannte Baupläne gefunden:
- Das fängt an bei Explosionszeichnungen auf Kartshopseiten, nach denen man ein Kart zusammenschrauben kann. Da sind alles Teile gezeichnet, die es zu kaufen gibt.
- Oder man findet Strichzeichnungen von Go-Karts, also von Kinderfahruntersätzen, die per Pedal und Kette angetrieben werden.
- Oder auch Pläne, die gegen Geld verschickt werden. Das war mal ein ganz schlauer Typ. Keinen wirklichen Schimmer von Technik - aber einen Bauplan für Karts verkaufen wollen. Der wußte nichtmal, welchen Humbug er veschickt hat - und die Käufer ... wissen es vielleicht heute nicht einmal
- Oder auch Pläne, die deutlich drauf hinweisen, daß es sich um "Hinweise und Denkanstöße" handelt, die "selbstverständlich noch angepaßt werden müssen". Was ist das für ein Plan, wenn er unvollständig ist, und das Fehlende nicht einmal beschrieben wird?
- Oder Baupläne für ein Rennkart ( -> RENNKART !), daß den üblichen Rahmenkonstruktionen für Rennkarts oder auch Mietkarts schon widerspricht. Hat jemand schonmal ein Rennkkart gesehen, daß einen rechteckigen Grundrahmen hat? Siehste... ;-)

Wir haben schnell gemerkt, daß das alles Humbug ist, wenn man sich tiefer mit Materialkunde, Fahrdynamik, Leistungsgewicht und Fahrstil befaßt. Wir haben gemerkt, daß selbst alte Rennkartrahmen, die mal bei den Topfahrern eingesetzt wurden, den heutigen Rahmen an Leistungsfähigkeit weit unterlegen sind. Und da ist das Maß ganz einfach: die Rundenzeit.

EVO-3 ist auf einen damals (1970-1980) als "sehr gut" bezeichneten Rahmen aufgebaut worden. Mit satten 46PS und 6-Ganggetriebe sollte das Kart also von einem Profi alles überholen, was da heute so mit den 100ccm-Motoren und "nur" 25PS" rumfährt. Denkste. Mein Kumpel - ehemaliger ODKM-Fahrer - hat EVO-3 mal maßgenommen und war auf Anhieb 3 sec schneller, wie ich. Das war aber auf dieser Strecke satte 5sec. hinter der aktuellen 100er-Spitze. 5 SEKUNDEN ! Das sind Welten!

Wie gut ist also ein Bauplan, der den aktuellen Rahmenkonstruktionen schon widerspricht? Richtig. Humbug.

Und dabei ist der Rahmen nur ein Teilstück. Was ist mit Motor, Getriebe, Antriebsstrang, Felgen, Reifen, Tank, Lager, Streben, Auspuff, Vergaser, Lenkung, Sitz, Verkleidung?

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Selber bauen heißt für uns nicht:

Alle erforderlichen Teile bei einem Kartteileverkäufer nach dessen Vorschlag kaufen und dann zuhause nach einer Explosionszeichnung zusammensetzten. Das kann jeder, der weiß, wo bei einer Schraube der Kopf ist. Zudem ist es nach unserem(!) Maßstab sehr teuer.

Selberbauen heißt für uns:

Alle Teile selber entwerfen, konstruieren und berechnen und dann auch anfertigen und zusammenbauen.

Obwohl wir Ingenieure (Mechanik) mit einer gewerblichen Ausbildung im Metall/Kfz-Bereich sind, haben wir nur einige Teile selbst so erstellt. Andere haben wir erstanden - nichts wurde neu erstanden, außer mal einen Bowdenzug, Reifen oder solch Zeug. Und dann alles selbst zusammengebaut.

Warum?

- Die Entwicklung eines Motor dauert Jahre, selbst, wenn man zu mehreren Vollzeit daran arbeitet. Die Zeit hatten wir nicht - wir wollten fahren. Also haben wir uns nach einem Motor umgeschaut, der robust ist und auch annehmbare Leistung hat.

- Die Entwicklung eines Chassis erfordert sehr viel Know How. Das Chassis ist ein komplexes Feder-Dämpfungs-System (FDS) aus quasi einem Stück. Man braucht viel Erfahrung (Materialkunde, Fertigungsverfahren, Berechnung und auch Fahrerfahrung uvm.), um so ein Rohrrahmen zu erstellen. Kartchassis haben die schwächste Stelle zwischen Sitz und "Vorderwagen". Hier halten das Gewicht, die Beschleunigungen (in alle Richtungen) und div. Verwindungen nur 2 Rohre mit einem Durchmesser von um 30mm und einer Wandstärke um 2mm. Man stelle sich vor, hier bricht ein Rohr bei 170km/h (so schnell fährt unser Evo-3 in Oschersleben auf dem GP-Kurs) durch...

- Bremsen müssen halten. Man verläßt sich darauf, wenn man den Bremspunkt vor der Kurve bei vielleicht 145km/h gerade noch erwischt und voll ins Pedal tritt. Mit warmen Slicks erreicht man Verzögerungen bis 18m/s2. Die Bremsen dürfen jetzt boß nicht in der Bremskraft unterschiedlich sein (2 Bremsen vorn) und auch nicht zerbrechen, oder die Beläge wegfliegen. Wir haben unsere Erfahrung mit Kartbremsen gemacht...

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Mancheiner hat vielleicht ein Schweißgerät in der Garage. Oder eine Tischbohrmaschiene oder gar eine Fräsmaschine oder Drehbank. und kann damit vielleicht sogar gut umgehen, weil er's in seiner Ausbildung gelernt hat. Gute Basis. Kann man deshalb eine Bremsanlage für den Gebrauch im Kart auslegen? Kann man Radlager richtig dimensionieren oder die Lenkgeometrie berechnen, so, daß sie ... einfach nur "nicht bricht"? Kann man deshalb wissen, welches material man für bestimmte Teile verwenden sollte? Ich meine nicht Stahl oder Aluminium oder Plastik. Ich meine z.B. X2CrNi19 oder doch besser einen 1.4306 ? Warum eigentlich einen Werkzeugstahl? Ich baue doch kein Werkzeug sondern einen Vorderachsstummel...

Technisches Grundwissen ist zum Selberbauen eines Karts zwingend erforderlich. Ebenso ist das Bewußtsein über die möglichen Gefahren und folglich die Sicherheitsmerkmale einer Karts erforderlich. Hier mal eine knackige Seite zum Thema Sicherheit, die von erfahrenen Kartselberbauern und -fahrern zusammengestellt wurde: SIRIS

Und letztlich erfordert es auch eine gute Portion Erfahrung im Umgang mit Material, Taschenrechner und Bleistift&Papier.

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Aus einer Laune oder einem Jux mit Kumpels heraus ein Kart konstruieren und bauen zu wollen, ist ja oft ein Ansatz. Eine Wette vielleicht auch. Das Gewinnen eines Mietkartrennenes sicher auch. Aber in voreilendem Aktionismuß schonmal einen 115PS-Motor zu organisieren, vom Kumpel das alte E-Schweißgerät abzuholen und sonstwo Flegen und einen Sitz zu bestellen ... und dann "loszubraten"...

Das wird nix, dauert lange und endet in der Aufgabe des Projektes ... mit einem Haufen ausgegebenem Geld und einem halbfertigen Dings für den Schrottplatz. Jahrelange Erfahrung, Gespräche, Bauphasenbeobachtungen und Beobachtungen von ersten Bewegungssekunden von halbfertigen Karts bestätigen das. Bisher gibt es ganz wenige Karts die man als selbstgebaut, sicher, zuverlässig und einigermaßen schnell bezeichnen kann.

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Also - wer meint, ein verläßlich sicheres Kart komplett(!) selbst bauen zu können, der möge uns das fertige Kart dann mal zeigen. Wir werden dann gegeneinander mal ein paar Runden auf einer Kartbahn drehen - und wir sind uns ziemlich sicher, daß wir schneller oder leichter oder zuverlässiger (oder alles zusammen) sind :-) Das ist keine Angeberei - das ist als Ansporn gemeint.

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Und noch ein Gedanke für die ganz Eifrigen: Kartfahren ist Motorsport. Man versucht ein Gerät zu bedienen, daß eine Antriebsquelle hat, die um Größenordnungen kräftiger ist, als man selbst. Man versucht das Gerät schneller und mit wesentlich höheren Geschwindigkeiten und Beschleunigungen zu bedienen, als man selbst je aus eigener Kraft erreichen könnte. Denkt immer daran, wie schnell man sich schwer verletzen kann, wenn man nur sich selbst bewegt. Und dann im Kart?

Sicherheit geht vor!

Erst Kopf einschalten,

dann Bremsen testen,

dann Gasgeben.

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... und deshalb wird es auf dieser Homepage nie einen Bauplan geben.