Bremsleuchte

EVO-1,2,3

Bremsen ist superwichtig. Noch wichtiger ist, daß die Bremsen funktionieren. Unsere ersten Runden mit unserer eigenen Kart durften wir natürlich nicht zwischen den Leihkarts machen, denn wir hatten ja über 30PS und die leihkarts nur 6PS oder 9PS.

Das war dann zu gefährlich. Wir sollten zwischen den Rennkarts fahren - das war dann uns wieder zu gefährlich, da wir ja keinerlei Praxis hatten und die Rennkarts ja doch wesentlich flotter und aggressiver um den Kurs heizten, als wir uns bisher vorstellen konnten.

Wir stellten fest, daß wir zwar Gas geben konnten - und es ging auch richtig vorwärts - aber wir bremsten viel früher vor den Kurven, als die Renner. Damit wir uns und die Renner vor div. Ausweichmanövern und Kollisionen schützen können, wurde eine Bremsleuchte montiert. So konnten sich die Renner schon frühzeitig an unsere Üngeübtheit auf der Bahn gewöhnen.

Mit EVO-1 brauchten wir die Leuchte noch wirklich, denn die stolzen 120kg wurden mit nur einer Bremse verzögert. Hinzu kam, daß wir keine Ahnung vom Einstellen des Fahrwerks und steinalte Reifen hatten. Und um richtig gute Leuchtkraft zu haben, wurde eine Kfz-Nebelschlußleuchte genommen ;-)

Ein kleiner Taster vorn am Bremshebel speiste die Leuchte aus dem abgespeckten Bordnetz der geschlachteten RD250lc.

Später dann bei Evo2 hatten wir denn schon bessere Bremswirkung und konnten auch besser fahren. Ab jetzt war das Ding eigentlich nicht mehr erforderlich, denn wir stellten kein "unkalkulierbares Risiko" mehr für die Renner dar. Trotzdem blieb die Bremsleuchte - sozusagen als Markenzeichen.

In der neuesten Version hat sie keine Glühfadenbirne mehr (die Vibrationen und Stöße führen zu einem erheblichen Birnenverbrauch), sondern besteht aus vielen superhellen LEDs.

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EVO-4

EVO-4 bekommt natürlich auch eine Bremsleuchte. Mit dieser Kanonenkugel macht das Fahren auf üblichen Kartbahnen keinen Spaß. Klar zieht das Kart die Blicke auf sich, aber die engen Kurven sind für 200kg-Brummer eben nicht das gelbe vom Ei. Die kleinen leichten Kurzbahnkarts brauchen da nicht lange zum Überrunden...

Also konzentriere ich mich mit dem Kart auf große und lange Bahnen. Da kann man dann auch richtig schnell werden. Natürlich kostet das Fahren auf solchen Bahnen deutlich mehr, als auf Kurzbahnen, wo man üblicherweise für um die 25€ ein Tagesticket bekommt. Und man kann da nicht einfach mal schnell aus einer Laune heraus am Nürburgring aufschlagen und fahren wollen. Diese Kurse sind anders aufgestellt - eben für richtige Autos, Motorräder, Gespanne, Formalfahrzeuge und ähnliches mit Sicherheitspersonal, etc. So eine Strecke kostet mal schnell 2000€ pro Tag - die interessanten und populären Strecken gern auch mal deutlich mehr und in der Saison sowieso mit einem zusätzlichen Aufschlag. Da nehme ich also an Veranstaltungen für viele (unterschiedliche) Fahrzeuge und -klassen teil, die dann zwar noch erschwingliche Tarife hinbekommen, aber trotzdem liegen solche Preise gern um Faktoren über den 25€... Nimmt man nicht teil, ist der Buchungspreis oder die Nenngebühr pfutsch. Teilnahme ist also angesagt, wenn man genannt hat. Und da wird klar, dass ich nicht mehr das Weichei sein kann, was nur bei Sonnenschein auf die Bahn geht. Dem Regen ist meine Zimperlichkeit egal und er läßt sich auch nicht im Voraus wegbuchen :-) Mit dieser bestechenden Logik besorge ich mir dann Regenreifen. Nicht etwa, um in strömendem Regen zu fahren, sondern... falls die Piste noch etwas nass vom morgentlichen Tau ist...

Wasser auf der Piste und Regenreifen wirbeln genau das Wasser auf und so zieht ein Kart dann eine Gischt aus Wassertröpfchen hinter sich her. Für den Nachfolger eine Sichtbehinderung erster Güte. Es wäre doch gut, wenn nachfolgende Karts mich besser sehen könnten - das minimiert dann die Chance, dass sie mich in der Gischt nicht gut wahrnehmen und möglicherweise von hinten rammen. Ein Schlechtwetterlicht muß her. Und da es ja schon ein Bremslicht gibt, kann man das sicher nutzen. Mit schwebt sowas vor, wie es in der Formel1 gibt. Da gibt's zwar kein Bremslicht, aber eine rote blinkende Leuchte am Heck - genau für schlechtes Wetter eben. Im FZR-Forum finde ich einen aktuellen thread, der genau das Thema behandelt. Die Jungs benutzen das originale Kombi-Rücklicht und bringen viele Modi munter - mich interessiert nur das Schlechtwettermodus. Der Flo "freakmaster" aus dem FZR-Forum macht das technische und schickt mir sogar ein Entwicklungsmuster zum testen, ob's karttauglich ist. Ja es geht, aber ich möchte doch mein eigenes Bremslicht mit SWM (Schlechtwettermodus) - und außerdem reizt es mich, mal wieder Elektronik zu machen und diesmal sogar zu programmieren in C.

Die Schaltung lehnt sich an die vom Flo stellenweise an, bekommt aber für meine Bedürfnisse ein paar Änderungen. Hier die Anforderungen:

- Leiterkarte passend ins vorhandene Bremslichtgehäuse (Zusatz-Nebenschlußleuchte aus dem Kfz-Zubehör)
- LED statt Grühfadenleuchtmittel
- gemeinsame Masse
- plus schaltend für Bremsfunktion (Dauerleuchten)
- plus schaltend für Schlechtwettermodus (langsames Blinken)
- beide plus schalten Bremsfunktion beim Schlechtwettermodus (schnelles Blinken)
- keine separate Spannungsversorgung

Damit bekommt die Schaltung nur 3 Anschlüsse (Masse, Brems+ SMW+). Sobald mindestens ein plus anliegt läuft der Prozessor an und läßt das LED-Feld passend zum erkannten Modus leuchten/blinken. Für den "Professor" wähle ich einen ATTINY13. Die beiden Plusse (schreibt man das so?) kommen über je eine Diode auf einen Festspannungsregler, der dem ATTINY13 die 5V fabriziert. Das LED-Feld wird mit Bordspannung (12V) betrieben. Die Moduserkennung geht über einen doppelten Optokoppler auf die beiden Plusse potentialfrei (also schützend) auf zwei I/O-Pins des ATTINY13 gibt. Die Eingänge des Optokopplers schütze ich gegen Überstannung mit Z-Dioden. Bei den LEDs suche ich eine Weile, um möglichst helle zu finden, dazu dann einen passenden Transistor als Leistungsschalter des LED-Feldes. Das Feld gestalte ich so, dass möglichst wenig Leistung über den Transistor geht und sogar Vorwiderstände komplett entfallen.

Mit Eagle baue ich den Schaltplan und das Board.

Mit dem Zusatz "eagle-3d" kann man sich schon ein Bild von der Leiterkarte machen - bevor sie auf dem Tisch liegt :-)

Bei der Programmierung des ATTINY13 greife ich auf ein Evaluierungsboard von ATMEL zurück - einfacher geht's nicht. Da passen haufenweise ATMEL-Prozessoren drauf und zudem gibt's Serielle Schnittstellen, sowie je 8 Taster und LEDs. Zum Eval-board gibt's von ATMEL sogar eine kostenlose Programmierumgebung, die das Programmschreiben, Compilieren, Programmieren des Prozessors und sogar das Fehlersuchen unterstützt. Den Funktionsfähigkeitstest auf dem Eval-board hab ich mal gefilmt. Die LED's funktionieren hier "invers". Das liegt einfach an der Verschaltung auf dem Eval-board, die nicht änderbar ist. In meinem Programm ist das berücksichtigt.

Es dauert etwas, bis ich die Bauelemente und die Leiterkarte ranorganisiert hab. Dann wird gelötet. Diesmal traue ich mich, den Prozessor gleich einzulöten. Man muß wissen, was man beim Programmieren einstellen muß, damit man notfalls öftern neu programmieren kann und nicht für so einen Fall dann den Prozessor durch einen frischen umlöten muß. Ich möchte einem komfortablen Stecksockel vermeiden, denn ich habe schon einige leidvolle Erfahrungen mit Vibrationsschäden am Kart gemacht.

Alles fertig? OK, dann mal testen. Auf dem Schreibtisch mit einer 12V-Starterbatterie und Krokodilklemmenschnüren spiele ich die Modi durch. Masse direkt an Batterie-Minus. und die beiden Plusse (Brems und SWM) so an Batterieplus gehalten, wie es im Kart dann auch verschaltet sein wird. Die Lichtverhältnisse in meiner Werkstatt sind nicht so super, deshalb sieht das Filmchen auch sehr "gekrisselt" aus. Und die Bildfrequenz der Kamera ist nicht "kompatibel" mit der Blinkfrequenz des Modus (Bremsen bei Schlechtwetter). deshalb erkennt man dieses Blinken auch nicht als "flüssig".

Man erkennt aber die Funktionen:
- Bremsbetätigung (Dauerlicht)
- Schlechtwettermodus eingeschaltet (langsames Blinken)
- Bremsbetätigung bei Schlechtwetter (schnelles Blinken)

Nun noch ins Kart bauen. Die Leiterkarte paßt selbstverständlich genau ins vorgesehene Gehäuse. Am Schaltkasten des Karts wird ein zusätzlicher Schalter montiert zum Einschalten des SWM. Und dann geht's an den Funktionstest. Die Leuchtmodi kann man im Filmchen gut zuordnen, denn rechts vorn ist das Bremspedal und links hinter dem Lenkrad (das hier vom Sitz verdeckt wird) ist der SWM-Schalter. Vor und nach dem Test schließe ich die Starterbatterie an bzw. ab.

Jau - Scheißwetter kann kommen.

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Und es kam :-( Nämlich auf dem GP-Kurs bei Most (CZ). Robert verfolgte mich ein Stück weit mit seinem MadMax, bis es ihm wohl reichte, immer in der Gischt zu fahren - oder weil ich so lahm war...

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