Mini-EVO

Als wir mal so zu Besuch bei Achim's Familie waren, erinnerte sich Achim daran, daß ich ihm ein paar Dinge für's Kart gegeben hatte, beim letzten Berlinbesuch - so als "nimm halt mal mit". Ich glaub, es waren Vergaser und/oder Membranenkästen für den RD-Motor, oder so, und zwei Säcke Streusalz. Auf der Alb braucht man sowas eher, als in Berlin.

Jedenfalls wollte er es wieder gut machen. Würde ich ja auch. Kurz und gut - er hatte da an der Wand ein Kinderkart stehen. Nicht besonders toll und mit einigen Dingen, die zu besorgen oder zu richten waren, um es zu benutzen.

Der Motor war ab, eine Felge hatte einen Einstich von einem spitzen Gegenstand, der Frontspoiler fehlte, der Auspuff fehlte, der Sitz auch. Insgesamt sah es auch ziemlich mitgenomen aus. Achim scheute irgendwie den Aufwand, um es für seine Kids tauglich zu machen. Und so entschied er einfach, daß ich es als Ausgleich haben könne, wenn ich wolle. Tja, und so nahm ich's denn an mich.

Felgenreparatur:

Zu hause wurde als erstes die Felge gerichtet und geschweißt. Alu-Guß. Hmmm. Aber Andi - mein bester Cousin von allen und außerdem selbstständiger Metallbauer und Schweißermeister - klopfte mir mit einem "Na, gib mal her, Manne" auf die Schulter, gab mir einen Sichtschutz und britzelte das mal schnell hin. Natürlich die Felge danach noch "rundlaufend" gemacht, ist ja klar... :-)

Ich würde ja Werbung für ihn und seine saubere Arbeit machen - ich soll das aber nicht, sagt er. Ich hab dann noch die inneren Dichtflächen für die Kartreifen schön mit Feile, Schleifpapier und Naßschleifleinen an die Restflächen angeglichen. Muß ja dicht sein und darf den Reifen in Kurfen nicht wegrutschen lassen.

Antrieb:

Jetzt kommt erstmal der Antrieb. Da meine beiden Kurzen Lärm nicht so gut finden (im Kinderzimmer ist das anders, irgendwie...) entscheide ich mich nicht für einen Verbrenner - sondern ich begebe mich auf unbekannten Boden. Schlie0ßlich will man ja Tüfteln. Ein Elektromotor solls sein. Ist leise, stinkt nicht und hat nicht so viele heiße Stellen, wo man anfassen kann. Auf meinen Lieblingsschrottplatz werde ich fuündig. Ein Anlasser einer "1000er-Japse-Motorrad" - genauer wußte Ali das nicht. Macht nix. Sollte Kraft genug haben. Die "Laufkontrolle" mit der örtlichen 110Ah-Batterie bestätigt das. Ein ordentlicher Funken und das Ding springt mit einem Ruck erstmal vom Tisch. "Dem gett, nimmsu mit" sagt Ali. Ich drück ihm nen 10er in die ölverschnierte Hand. Zuhause wird ein halter an das Chassis gescheißt.

Batterie dran. Mist. Dreht falsch ja rum. OK - bin ja kombinierender Ingenieur. Ich pole das Ding um. Dreht wieder falsch rum. Nanu? Da war doch was? Klar: Bei Gleichstrom-Reihenschlußmotoren ist die Stromrichting egal.

Groß gesagt, wird bei Elektromotoren die Drehrichtung durch die Anordnung der Felder bewirkt. Die "Richtung" des Magnetfeldes wird durch die Stromrichtung durch eine Spule bestimmt. Drehe ich die Stromrichtung durch Umpolung um, so kehrt sich auch die Richtung des Magnetfeldes um. Sollte also zum Ändern der Drehrichtung des Motors führen...

Aber beim Reihenschlußmotor liegen Anker- und Erregerwicklung in Reihe. Mit der Umpolung dreht man also immer die Stromrichtung in beiden Spulen um, was somit eben keine Änderung der Statordrehrichtung bewirkt.

(Wen's genauer interessiert, hier hab ich eine einfache, aber anschauliche Ausarbeitung von Hr. Weber gefunden bei TU Darmstadt . Ich hoffe, er ist mir nicht böse und meldet sich, wenn ich's nicht zeigen darf)

Also hab ich den Motor aufgemacht und einen dicken "Umpolungsdraht" eingelötet. Dick? Natürlich. Da wird so viel Strom fließen, daß die orginalen Leitungen von ca. 4mm Leiterdurchmesser erforderlich sind. Der "umpolungsdraht" hat den gleichen Durchmesser. Die alte Kartkette paßt auf das alte Kettenblatt - nur ein Ritzel fehlt. Das findet sich denn in der "Material"-Kiste und muß an die Anlasserwelle appliziert werden. Dazu drehe ich auf der Drehbank erstmal das original Zahnrad von der Anlasserwelle ab, drehe eine Wellenverlängerung mit passendem Konus und Mitnehmerstiftloch für das Ritzel und einem Gewindeansatz M12. Auf der Drehbank richte ich Motorwelle und neuen Ansatz aus und schweiße ihn fest. Anschließend wird er "übergedreht". Läuft augenscheinlich rund. Fein. Motorritzel draufgesteckt und mit Mutter und Kontermutter gesichert.

(Muß ich wohl noch ein Bild machen...)

Die Kurzen tauchen in der Werkstatt auf und sind neugierig. Mal Sitzprobe machen im Rennauto. Ich baue also den Sitz provisorisch ein. Antonia(7) probiert zuerst.

Rebekka(3) muß natürlich auch mal rein. Scheint bei ihr etwas mehr Probleme mit dem "Blick nach vorn" zu geben - dafür hat sie einen tieferen Schwerpunkt...

Dann werden wir mal gleich Maßnehmen für die Pedalpositionen. Bei Antonia ist es nicht so schwierig, die Pedale in Fußnähe zu bekommen (vermutlich nur auf den kommenden Sommer warten...) - für Rebekka muß ich mir wohl was ganz anderes einfallen lassen.

Also erstmal den Sitz richtig festmachen. Dazu greif ich in die Kiste mit den vielen "Materialien", die sich eben so mit der Zeit ansammeln. Ein Frontspoilerbügel paßt ganz gut für die hinteren Sitzhalter. Beide Seitenausleger sind passend lang und werden abgeschnitten.

Die originalen Enden haben schon Löcher zum Anschrauben. Die Schnittenden werden platt gedrückt und bekommen auch ein Loch. Dann alles ans Kart halten und noch leicht an den Sitz anpassen. Die vorderen Sitzaufnahmen werden aus 4mm-Flachstahlresten gebogen und ans Chassis gescheißt.

Plastikkram:

Das gehört dazu - soll ja schön aussehen und außerdem das Gegenfahren gegen Zäune, Häuser, Bäume und Personen oder Vierbeinern nicht zu teuer werden zu lassen :-)

Minievo hatte ursprünglich nur zwei Seitenkästen in weiß. Von Detlev bekam ich einen Satz "bodywork" in gelb. Ein Seitenkasten ist großzügig für einen Motor ausgeschnitten. Schade. Also bleiben die weißen Seitenkästen und ein gelber Frontspoiler kommt dran.

Logisch - paßt nicht. Man ist ja ambitionierter Selberbauer. Und so wird der Spoiler so ausgeschnitten, daß er weder seitlich, noch um die Längsachse des Karts taumeln kann.

Natürlich soll er auch so fest sitzen, daß er bei einem kleinen Rämpler nicht gleich abfliegt, und daß er auch mal zerstörungsfrei abgenommen werden kann.

Dazu wird ein Rohr angefertigt, was unter den unteren Haken der Befestigungsgnubbel am Spoiler eingesetzt wird. Der Spoiler wird mit den oberen Gnubbeln unter das Stoßfängerrohr gehoben, das angefertigte Rohr drunter eingesetzt und beide sentkrechten Streben bekommen ein waagerechtes Loch gebohrt. Eine passende Gewindestange kann jetzt durch die beiden Löcher und das Rohr geschraubt und gesichert werden. Sitzt alles etwas auf Spannung, natürlich damit's nicht wackelt oder klappert.

Zum Schluß kommt das Frontschild drangeschraubt. Das geht zur Abwechslung mal ganz schnell. Unten paßt die Schraube gleich mit einer zurechtgebogenen Fahrrad-irgendwas-Halteschelle aus der Gerümpelkiste an die richtige Stelle am Stoßfämgerrohr. Oben muß noch ein Loch gebohrt werden. Die obere Schraube paßt gleich in den Halter, den das Chassis an dieser Stelle hat.

Mann, sieht das "flach" aus - sogar mehr, wie EVO-2 :-)

Demnächst geht's weiter...

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