Motorhalter

Evo2.5 und EVO-3:

Der Motor ist ja ein essentieller Teil am Kart - ach was. Da wir einen völlig kartuntypischen Motor verwenden, gehen wir gar nicht erst auf die Such nach einem fertigen Halter. Für Evo-1 haben wir einen Halter komplett an den Rahmen geschweißt. Das ist mit Sicherheit haltbar - aber auch unhandlich. Bei Änderungen der Übersetzung stimmt der Achsabstand der Zahnräder nicht. da der Motorhalter fest plaziert ist, kann die kette auch nicht gespannt werden. Beim Lastwechsel (Schalten) geht dann jedesmal ein sehr ungesunder Ruck durch das ganze Kart.

Evo-2 bekam dann schon etwas verstellbare Halter. Evo-2.5 einen komplett neuen, der auch aktuell im Einsatz ist. Dieser ist hier beschrieben.

Der Motor soll mit seinen originalen Haltepunkten gehalten werden. Denn die sind dafür ab Werk ausgelegt. Sie fangen starke Stöße und Vibrationen ab. Diese Aufhängepunkte liegen für eine einfache Befestigung am Kart etwas ungünstig. Neue, besser liegende Aufhängepunkte, die diese Belastungen aushalten, zu finden, ist bei so einem auf Sportmaschine getrimmten Motor so einfach nicht möglich.

Also werden die originalen Haltepunkte verwendet und es wird ein passender Motorhalter gebaut. Stabil nach unten, zur Seite und in Kartlängsrichgung muß er sein. Damit der Motor mit immerhin 46PS nicht "abreißt".

Die vordere Aufhängung wird fest am Halter angeschweißt. Die hintere wird eine Klammer, die erst am Motor befestigt wird. Beim Einsetzten des Motors wird die hintere Klammer dann erst am Motorhalterverschraubt. Das erleichtert das Ein- und ausbauen des sehr schweren Motors erheblich.

Gegen seitliche Beschleunigung (Kurvenfahrt) muß der Motor auch abgestützt werden. Da bisher nur die Doppelrohre als Motorbefestigung dienen, werden diese dann stark tordiert. Das ist eine unnötige Belastung des Chassis. Und außerdem wird das Hin- und Herschwingen des gewichtigen Motors in den Kurven das Fahrverhalten beeinträchtigen. Also wird hinten möglichst nahe am Aufhängepunkt eine Querstrebe als Stütze montiert. Vorn ist sehr wenig Platz (Sitz und rechtes Fahrerbein). Hier wird eine Querstütze direkt angeschweißt und am Querrohr des Chassis geklemmt. Ist nicht ganz so steif, wie die Querstütze hinten, aber für diese Position wohl optimal.

Zu guter Letzt muß dort auch noch die Schubstange zur Gangwechselwelle des Getriebes durchgeführt werden.

Sollte es mal einen Wechsel der Gesamtübersetzung geben, so wird sich der Achsabstand Motorritzel/Hinteres Zahnrad ändern. Der Motorhalter muß also verschiebbar sein. Dazu werden im Kartsport bewährt Motorklammern verwendet.

Ist der Motor so plaziert, daß die Kette die richtige Spannung hat, werden die Motorklammern angezogen. In der Praxis zeigte sich, daß diese Fixierung der Motorposition nicht ausreicht. Mit der Zeit rutscht der Motorhalter nach hinten; die Kette wird immer "loser"; Lastwechsel (Schalten) schütteln das Kart immer heftiger.

Also wird eine Fixierschraube vom Motorhalter zum Hinterachslagerflansch als Abstandshalter dazugebaut. Das erleichtert das Kettenspannen zusätzlich. Aber auch das reicht nicht aus. Eine zusätzliche Stütze von hinteren Motoraufhängepunkt direkt zum Achslagerbock ist die steifste Lösung.

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EVO-4:

Die "Kanonenkugel" (FZ750) für EVO-4 wird aufgrund seiner Kraft und senes Gewichtes keinen verstellbaren Motorhalter bekommen. Das ist mir zu wackellig. Schließlich wird das Kart beim Fahren so geschüttelt und Lastwechsel erhalten, daß schon kleines Spile oder zu schwach ausgelegte Halter oder Klemmungen hier so starke Beschädigungen hervorrufen können, daß aus der Kanonenkugel vielleicht eine echte wird. Das werde ich vermeiden, und einen festen Motorhalter konstruieren. Die Spannung der Kette(n) wird im Antriebskonzept anders realisiert.

Der Motor wird hier sitzen:

Ein eher unübliches Konzept - ich weiß... ich stelle mir das gefühl beim Fahren recht witzig vor - und genau das such ich: den Spaß dabei :-)

Als erstes ermittle ich die genaue Lage des Motors. Er soll ja so tief, wie möglich liegen. Trotzdem wird er eine bestimmte neigung in fahrtrichtung haben müssen, denn er hat eine Ölwanne und eine Ölpumpe. Die Ölpumpe muß immer(!) genug Öl zum saugen haben. Ohne ausreichend und vor allem kontinuierliche Ölversorgung wird der Motor zu stark strapaziert und es kann zu einem kapitalen Schaden kommen. Das ist zu vermeiden.

Ich geh ans Spendermoppeed und ermittle die Lage von zwei Motoraufhängepunkten,

Dabei simuliere ich die Einfederung des Moppeds inkl. Motor und gehe davon aus, daß der fahrer ja leicht hinter dem Motor liegt, also das Hinterrad leicht mehr einfedert, als das vordere. Dann richte ich den Motor am Chassis von EVO-4 genauso aus und baue die Streben der Motorhalterung drumherum. Sämtliche Hilfsholzklotze und Unterlegscheibchen, sowie die Verspannungen hab ich nicht fotografiert. Es hat jedenfalls eine Ewigkeit gedauert, bis ich zufrieden war. Und das muß auch so sein, denn sitzt der Motor nur etwas schief, äußert sich das aus Erfahrung anderer 4-Zyinder-Kart-Piloten sehr schnell mit extremem verschleiß der Antriebskette.

Der Herstellung der einzeln Streben und Schraubenaufnahmerösen geht eine Betrachtung der Dynamik des Chassis voraus. Die Kanonenkugel mit stattlichen 70kg wird am Chassis ebenso heftig zerren, wie das Gewicht des Piloten und die Unebenheiten oder Curbs der Rennstrecke. Je stabiler alle Massen im Chassis gehalten werden, um so ruhiger wird das Kart zu bewegen sein. Ungedämpfte oder gar nachschwingende Massen erfordern ein ständiges Korrekturlenken des Piloten. Und das nervt nicht nur - es kann gefährlich werden, wenn das Kart eben nicht sauber in eine Kurve hinein "gehorcht".

Ich entscheide mich im vorderen Bereich für eine Delta-Verstrebung in alle drei Dimensionen. Da wird sich nichts bewegen. Die langen Streben nach vorn stützen den Motor beim Bremsen undynamisch am Chassis ab. Ein Nachschwinger beim heftigen Bremsen, der für Unruhe und evtl. Lenkkorrektur sorgen könnte, ist so schonmal nicht zu erwarten. Absichtlich führe ich diese Streben nicht auf den Knotenpunkt an der Achsschenkelaufnahme. Das wäre zu steif und würde diesen bereich zu stark belasten. Gleichzeitig behalte ich eine gewisse Flexibilität im Lenkbereich. Das ist bei Rennkarts gewünscht, nicht um sonst gibt es in diesem Bereich eine durch zusätzliche Rohrbiegungen erzeugte Taille, die ein Verwinden des Chassis auf der Fahrzeuglängsachse ermöglicht. Sollte EVO-4 hier zu labbereich sein - nun, dann kann ich ja immer noch einen Stabi einbauen. Besser nachbauen, als einbauen und dann wieder wegflexen.

Die hintere Motorhalterung hat eine zusätzliche Aufgabe. Sie soll so gebaut sein, daß auch der Sitz eine gute Auflage hat. Diese Auflage soll auch beim Bremsen den Sitz mit dem Piloten sicher abstützen. Es wird also auch hier eine Deltaverstrebung geben, die sowohl in Längs- als auch in Querrichtung undynamisch ist. Die halterung muß auch so gestaltet sein, daß die konzeptionell fertige Lenkungshebellei nirgends anstößt und also einwandfrei funktioniert und ... möglichst ohne 5 Hände montierbar ist. Meine beste Ehefrau von allen sagt ja immer: "Du bist doch Ingenieur". Also krieg ich das schon hin :-)

Die hintere Motorhalterung soll beide Aufhängepunkte nutzen. Also oben und unten. Für oben ist's recht einfach. Zwei Streben leicht schräg nach unten auf die Rohrstücke stellen, die ja auch die Lagerschalen für die Zwischenwelle tragen und schon so gelegt wurden, daß die besagten Streben sich genau dadrauf abstützen können. Oben bekommen die Streben zwei Buchsen angescheißt. Da kann eine der langen originalen Halteschrauben aus der FZ wiederverwendet werden. Unten wird's trickreich. Nachdem ich die Motorhalterung gepunktet habe, stelle ich beim Einbau des Motors fest, daß ich die vorderen Streben so geschickt gelegt habe, daß sie genug Raum für die Zwischenwelle samt Ritzel und Kette lassen, aber die lange Halteschraube der unteren Motorhalterung nicht montierbar ist. Mist. ich lasse mir also eine Lösung einfallen, die es erlaubt, den Motorblock inkl. vormontierter Halteschraube zu montieren. Aber ich zeig nicht wie :-) Muß ja erst Patent anmelden... Hihihihihi.

So, nu isse drin, die Kanonenkugel.

Mit einem Schönheitsfehler. Es ist nicht möglich, den linken Seitendeckel zu demontieren, wenn der Motor eingebaut ist. Das Demontieren wird auf der Bahn schnell mal wichtig, wenn z.B. die Kette oder das Ritzel gewechselt werden muß. Oder man mal schnell an den Ganggeber oder an die Wasserpumpe ran muß. Den Motor mit seinen 70kg mal schnell auf der Bahn ausbauen ist jedenfalls nicht möglich. Das geht nur mit min. 4 Leuten oder einem Motorkran. Also wird der Seitendeckel eben so angepaßt, daß er bei eingebautem Motor gewechselt werden kann.

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